Informationen schweizerisches Gesundheitssystem Oktober 2017
Informationen schweizerisches Gesundheitssystem – 10.2017
Hier gerne eine Sammlung an News und Informationen aus dem schweizerischen Gesundheitssystem, zusammengetragen im Oktober 2017
Hochbetagte sterben günstiger
Bei Hochbetagten wird im letzten Lebensjahr häufiger auf teure Eingriffe verzichtet – dementsprechend weniger belasten sie die Krankenkassen. Eine neue Studie birgt weitere Überraschungen – und Zündstoff.
Im letzten Lebensjahr vor dem Tod steigen die Gesundheitskosten, die bei den Krankenkassen anfallen, sprunghaft an – auf durchschnittlich 32 500 Franken pro Versicherten. Doch wer in sehr hohem Alter stirbt, belastet die Versicherung im letzten Jahr weniger stark als jünger Verstorbene: Diese überraschenden Resultate hat eine Studie im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms (NFP) zum Lebensende zutage gefördert. Die Zahlen deuten darauf hin, dass bei sehr alten Menschen weniger Mittel in ihre Heilung investiert werden und stärker auf bloss lebenserhaltende und palliative Medizin gesetzt wird.
https://www.nzz.ch/schweiz/kosten-im-letzten-lebensjahr-hochbetagte-sterben-guenstiger-ld.1309166
Bürokratie statt Therapie
Das Abrechnungssystem der Fallpauschalen beschäftigt Tausende und verteuert damit das schweizerische Gesundheitswesen.
Bei ihrer langen Tagesarbeit verbringen die Spitalärzte im Durchschnitt nur gerade 90 Minuten am Bett des Patienten. Dies haben Analytiker, die den Arbeitsalltag von Spitalärzten im Kantonsspital Baden während Tagen von morgens bis abends auf Schritt und Tritt begleiteten, herausgefunden.
Die gleiche Untersuchung am Universitätsspital Lausanne kommt zu einem ähnlichen Erhebungsresultat: Assistenzärzte verbringen auch dort weniger als zwei Stunden beim Patienten, aber täglich fünf Stunden am Computer für das Reporting, also für den administrativen Dokumentations-, Erfassungs-, Auskunfts- und Belegaufwand. Auch das Pflegefachpersonal verbringt immer mehr Arbeitszeit am Computer für die Aufzeichnung jedes Arbeitsvorgangs.
Die Ärzteschaft ist ja nicht gerade scheu im Fordern und Jammern. Doch mit ihrer Kritik an dem von der Politik und den Krankenkassen aufgezwungenen Kontrollaufwand in der Spitalbürokratie hat sie recht. Das «Manifest gegen Spital-Bürokratie» der Zürcher Chefärzte ist ein Ausdruck für das Unbehagen.
Weiter zum Beitrag Bürokratie statt Therapie
Streit um ausgewählte Kliniken für hochkomplexe medizinische Leistungen
Künftig sollen weniger Kliniken hochkomplexe medizinische Leistungen anbieten dürfen. Betroffene Spitäler wehren sich.
Das Wichtigste in Kürze:
– Unter den Krankenhäusern herrscht seit Jahren ein Streit darüber, welche Spitäler welche Leistungen anbieten dürfen.
– Nun sollen nur noch ausgewählte Kliniken hochkomplexe medizinische Leistungen anbieten dürfen.
– Speziell im Bereich der hochspezialisierten Medizin stockt diese Entwicklung, denn viele Spitäler wehren sich gegen eine Konzentration der Leistungen auf wenige Spitäler.
Pierre-Alain Clavien ist Direktor der Klinik für Bauchchirurgie USZ. Er kämpft an vorderster Front für eine Konzentration der hochspezialisierten Bauchchirurgie. Clavien ist der Meinung, dass eine Konzentrierung sehr wichtig sei, sowohl für die Patienten als auch für die Qualität, Sicherheit und Entwicklung der Medizin.
Oftmals würden Patienten Wochen nach den Komplikationen ins Unispital Zürich verlegt – leider oft in einem ganz schlechten Allgemeinzustand. Dann müsste das Unispital wieder die Unerfahrenheit kleinerer Kliniken ausbaden. «Das ist oft eine Katastrophe», führt Clavien aus.
Das Schweizer Fernsehen hat diesen Beitrag verfasst und ist hier zu finden:
srf/schweiz/kampf-der-spitaeler-auf-kosten-der-patienten