Ärztemangel in der Schweiz, gibt es das?

Der Ärztemangel in der Schweiz tritt situativ nach Region und fachärztlicher Ausrichtung verschieden auf. Es herrscht momentan grösserer Bedarf in den Fachdisziplinen wie Gynäkologie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde / Pädiatrie, Radiologie und in ländlichen Regionen ausserdem in der Anästhesie und Chirurgie. Weiter werden besonders Ärzte mit Zusatzbezeichnungen in Pneumologie, Diabetologie, Allergologie, Angiologie, Neuropädiatrie, Intensivmedizin gesucht.

Gründe hierfür sind schon in der Ausbildung zu finden. Bedingt durch den Numerus Clausus bildet die Schweiz zu wenig Ärztinnen und Ärzte aus, als das es hierfür Bedarf hat. Der Bundesrat hat untersuchen lassen, dass es für ein Stabilisierungsszenario von den heute 700 – 800 Abschlüssen pro Jahr eine Steigerung von rund 40 Prozent benötigen würde. Die Abschlussanzahl sollte dann bei 1200 bis 1300 Ärtzinnen und Ärzten liegen.

Ein weiterer Grund wird in der Berufstreue gesehen. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder fünfte Absolvent der Humanmedizin den Weg als Assistenzarzt gar nicht einschlägt oder mittelfristig diese Berufsausrichtung wieder verlässt. Andere Autoren sehen auch noch Gründe in der nicht optimalen Vereinbarkeit des Arztberufes mit dem Familienleben.
Urs P. Gasche hat in einem Artikel ein weiteres Phänomen erwähnt. Kritisch gelesen kann man hier zum Schluss kommen, dass es nicht unbedingt zu wenig Ärzte gibt, sondern, dass zu viel (bezahlte) Behandlungen und Operationen abgegolten werden und so ein Überhang an allenfalls unnötiger Arbeit geschaffen wird.