Sanierungsfall Spital – zu oft tiefe Rentabilität


Sanierungsfall Spital – jedes zehnte Akutspital in der Schweiz droht in wenigen Jahren zum Sanierungsfall zu werden.

Sanierungsfall Spital – zu oft tiefe Rentabilität

Lange lebten zahlreiche Spitäler von ihren Reserven. Wie weitreichend die Folgen dieser Praxis sind, zeigt eine neue Studie des Beratungsunternehmens PwC. Sie analysiert jedes Jahr die Lage von 44 unterschiedlich grossen öffentlichen Spitälern aus allen Landesregionen.

Zusammen erzielen diese etwa 70 Prozent des Gesamtumsatzes im Spitalmarkt. «Unsere Studie zeigt, dass 37 der 44 Spitäler nicht mehr profitabel genug sind, um in den nächsten fünf bis zehn Jahren wettbewerbsfähig zu bleiben», sagt Philip Sommer, Gesundheitsexperte bei PwC. Gerade kleine Spitäler kämpften mit hohen Fixkosten und kämen in Bedrängnis.

Sanierungsfall Spital setzt aber auch Trendwende ein

Immer öfter zehren die Spitäler daher vom Eigenkapital. «Ein Viertel der 2018 untersuchten Spitäler weist eine Eigenkapitalquote von unter 33 Prozent aus», sagt Sommer. Das sei noch akzeptabel – falle die Quote aber unter 20 Prozent, werde es kritisch für ein Spital. In fünf Fällen sei die Quote von unter 15 Prozent bedrohlich tief. Die Namen dieser Spitäler werden nicht genannt.

«Hochgerechnet auf die 163 Akutspitäler in der Schweiz bedeutet dies, dass etwa jedes zehnte Spital akut konkurs- oder sanierungsgefährdet ist», sagt Sommer. Private Klinken können Konkurs gehen. Öffentliche Spitäler werden hingegen meist vom Kanton für viel Geld saniert. «Wenn die Spitäler nicht rasch Massnahmen ergreifen, werden die Anzahl solcher Fälle steigen», sagt Sommer. Die Konsolidierung im Spitalmarkt habe an Tempo zugelegt – es brauche nun mutige Entscheide für zukunftsfähige Strukturen.

Der Treiber dieser Konsolidierung ist massgeblich die Spitalfinanzierung, die seit 2012 in der Schweiz gilt. Seither erhalten Spitäler Fixbeträge für stationäre Leistungen. Wer nicht effizient arbeitet, kann seine Kosten nicht decken. 2018 sind die Fallzahlen in der Schweiz kaum gewachsen. Das zweite Jahr in Folge stagnierte der stationäre Bereich. Immer mehr Eingriffe werden im günstigeren ambulanten Bereich getätigt. «Die Trendwende hat eingesetzt», sagt Sommer.

Zum ersten Mal sehe eine Mehrheit der Spitäler ein, dass sie ihr Angebot ändern müssten. «Das Spital der Zukunft arbeitet in Netzwerken, verlagert noch mehr Leistung in den ambulanten Bereich und erbringt weniger, aber gezieltere Leistungen stationär.»

«Überkapazitäten bei den Spitälern führen auch zu höheren Prämien für Versicherte»

Diese Einsicht scheint vermehrt auch bei den Geldgebern, den Kantonen, anzukommen. Jahrzehntelang haben sie hohe Summen in die Spitäler investiert. Einige Gesundheitsdirektionen, wie etwa in Zürich, waren restriktiver als andere, welche auch kleine Spitäler als Teil des Service public verstanden. So etwa in St. Gallen.

Den Beitrag der NZZ am Sonntag finden Sie hier.

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